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Wettbewerb Neubau Philipp-Nicolai-Gemeindehaus mit Kindergarten in Herdecke

Nachdem das Gemeindehaus der Evangelischen Kirchengemeinde Herdecke im Oktober 2008 durch einen Brand zerstört worden war, lobte die Gemeinde einen Architektenwettbewerb für den Neubau des Gemeindehauses und des Kindergartens aus.

Städtebau

Die West-Ost Blickachse vom Bauplatz zur Stiftskirche St. Marien hat den vorliegenden Entwurf ebenso geprägt wie der Geländesprung in Nord-Südrichtung. Das Zurückspringen der Gebäudeflucht macht eine einladende Platzgestaltung vor dem Gemeindehaus und vor dem Jugendbereich möglich. Die barrierefreien Ein- und Ausgänge liegen jeweils an den Enden der Kreuzform. Die Giebelständigkeit der drei solarbestückten Satteldächer entlang der Stiftsstraße führt vorhandene urbane Strukturen fort.
Der Kindergarten nimmt die Gerade der Spinngasse auf und ist zu ebener Erde zu erreichen. Die Dreizügigkeit zeigt sich an den drei farbigen Aufbauten der Snoezelen-Räume. Die sich ergebende L-Form des Gebäudes bildet eine geschützte Spielfläche. Die alte Platane bleibt als Schattenspender und gestalterisches Element erhalten.
Der Abbruch des bestehenden unterkellerten Gemeindehauses hinterlässt, der Gründung bis auf gewachsenen Boden wegen, einen tiefen Raum. Dieser bietet in Form einer halboffenen Garage 15 Fahrzeugen Platz. Ein Teil der Stellplätze ist bei Bedarf für die Kinder als überdachte Spielfläche zu nutzen.

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Es gibt die Möglichkeit den bestehenden Kindergarten bis zum Umzug weiter zu nutzen. Der erste Bauabschnitt beginnt mit dem Abbruch des zerstörten Gemeindehauses. Der zweite Bauabschnitt schließt sich an, wenn der Kindergarten bis zur Achse erstellt wurde. So können Kosten minimiert werden.

Energetisches Konzept

Gebäude benötigen etwa 40% des weltweiten Energieverbrauchs und verursachen rund ein Drittel aller Treibhausgas-Emissionen. Nicht nur aus diesem Grunde wurden hier Lösungen gesucht, die über den üblichen energetischen Standard hinausgehen. Sämtliche Energien für Beleuchtung und den Betrieb elektrischer Geräte werden zu 100 % durch regenerative Energien abgedeckt. Die Konstruktion des Hauptgebäudes besteht aus hochwärmegedämmten, weiß pigmentierten Betonfertigteilen. Die übrigen eingeschossigen Bereiche werden aus Porenbeton-Plansteinen gemauert und erhalten ein Wärme-Dämm-Verbund System. Die Satteldächer sind für die Solarnutzung nach Süden ausgerichtet. Die Heiz-Energieerzeugung mittels Fernwärme bleibt bestehen. Das Gebäude verfügt über eine Fußbodenheizung.
Statt einer zentralen Warmwasserbereitung ist jeder Sanitärbereich mit einer Frischwasserstation ausgestattet. Sie funktioniert ähnlich wie ein Wärmetauscher und verbindet auf einfache, aber ökonomische Weise Energieeffizienz mit hygienischen Anforderungen. Die Nasszellen des Kindergartens liegen alle nebeneinander, sodass Leitungswege minimiert werden. Im Gemeindehaus liegen aus dem gleichen Grunde alle WC Bereiche übereinander. Großflächige Fenster mit Dreifachverglasung und integrierten Lichtlenklamellen kombinieren Tageslichtnutzung und Solargewinne mit sommerlichem Wärmeschutz. Die Innenräume können so bei Bedarf z.B. zum Mittagsschlaf verdunkelt werden. Innenliegende Flure werden durch Oberlichter belichtet. So kann die Notwendigkeit für LED- Beleuchtung reduziert werden.

Grundriss

Der kleine Platz vor dem Eingang des Gemeindehauses liegt als Treffpunkt von jung und alt in exponierter Lage mit Blick zur Stiftskirche. Dort gibt es eine Sitzgelegenheit, die von einer schützenden Einfriedung umrahmt wird. Vom farbig erleuchteten Eingangsportal öffnet sich die Lichtachse zwischen Stiftskirche und Foyer. Im Innern erschließt sie alle Veranstaltungssäle, die in einer Kreuzform auch gemeinsam zu nutzen sind. Das Ensemble von Mehrzweckraum, Foyer und Gemeindesaal bietet Platz für Veranstaltungen mit ca. 160 Personen. Der Gemeindesaal hat einen Zugang zur Terrasse unter der Platane. Eine Freitreppe im Foyer führt den Besucher auf die Galerie im Obergeschoss. Von dort sind die Räume der Verwaltung und die Bücherei zu erreichen.
Der Zugang zum Kindergarten erfolgt durch das Foyer von der Spinngasse aus. Alle Funktionsräume des Kindergartens liegen im Erdgeschoss, sodass die Kinder ebenerdig auf das Spielgelände gelangen. Die Gruppen haben einen zusätzlichen Raum zum Kuscheln, Vorlesen und Ausruhen als „Raum im Raum“, um 2,40m erhöht. Die Küchen liegen an der Schnittstelle von Kindergarten und Gemeindehaus und werden bei Bedarf zusammengelegt. Eine Ausgabetheke für den Mittagstisch oder Cafébetrieb liegt unmittelbar am Foyer.
Die Hanglage des Grundstückes ermöglicht eine gute Belichtung und den barrierefreien, eigenen Zugang zum Jugendbereich. Die Jugendlichen treffen sich zum Plaudern am Sonnenplatz vor dem Eingang. Es gibt einen Cafébereich und einen Jugendraum für Seminare oder Gespräche. Selbstverständlich gibt es auch eine innere Erschließung zum Gemeindehaus.

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Farbkonzept

Das Philipp-Nicolai-Gemeindehaus soll einen optischen Bezug zur evangelischen Stiftskirche St. Marien erhalten. Dieser wird durch die Aufnahme der Blickachse und der Wegeführung erkennbar aber auch durch eine an den liturgischen Farbkreis angelehnte Farbgebung. Der Haupteingang wird von einem Portal aus transluzentem Glas umrahmt, welches je nach Jahreszeit grün, rot oder violett hinterleuchtet wird. Sie sollen eine Sinneswirkung auf Stimmung und Bewusstsein des Menschen ausüben.
Die drei Kindergartengruppen unterscheiden sich ebenfalls durch diese drei ausgewählten Farben. Die beiden älteren Gruppen erhalten Farbakzente in Rot und Grün. Die Gruppe mit den sehr jungen Kindern in Violett. Von außen sind die drei Gruppen an den farbig hervorgehobenen Ruheräumen zu erkennen. Das übrige Gebäude wird bis auf diese drei Ruheräume in Weiß bzw. weiß pigmentiertem Beton bzw. Putz erstrahlen.

Hier können Sie die Pläne als PDF ansehen: